Berufsbild Papieringenieur

Aufgaben des Papieringenieurs

Die Papierindustrie ist eine Branche, die sich durch einige Besonderheiten auszeichnet: Sie ist äußerst kapitalintensiv. Der Maschinenpark einer Papierfabrik mit der bis zu 200 Metern langen und über zehn Meter breiten Papiermaschine als Herzstück kostet bis zu 500 Mio. Euro. Die Anlagen arbeiten in der Regel im Dauerbetrieb, die Mitarbeiter in Schichten. Jede Produktionsunterbrechung kostet Geld. Papieringenieure tragen daher eine große Verantwortung.

Die Ingenieure in der Papierfabrik sind für die ständige Optimierung des Produktionsprozesses verantwortlich. Zur Sicherung einer nach Sorten und Qualität marktgerechten Papierproduktion müssen sie eng mit Fachleuten des Maschinenbaus, der Elektrotechnik, der Steuer- und Regelungstechnik sowie des kaufmännischen Bereiches zusammenarbeiten. Hier ist Teamfähigkeit gefragt.

Die Leitung der Produktion verlangt vom Papieringenieur Führungsqualitäten und Verantwortungsbewusstsein. Dem Papieringenieur obliegt die Auswahl der Faserstoffe (Holzstoff, Zellstoff, Altpapier) oder deren Herstellung, die Überwachung ihrer Verarbeitung sowie die Herstellung und Veredelung von Papier, Karton und Pappe. Zum Teil hat der Papieringenieur auch die Aufsicht über die maschinelle Ausstattung und die Werkstätten des Unternehmens. Er trägt dann z.B. Verantwortung für die Bereitstellung der erforderlichen elektrischen und thermischen Energie durch die werkseigenen Kraftanlagen.

Die Beschaffung der Roh-, Halb- und Fertigerzeugnisse muss ständig überwacht und in allen Stufen der Produktion die ungestörte Aufrechterhaltung der optimalen Betriebsbedingungen garantiert werden. Dazu bedarf es umfänglicher Mess- und Regeleinrichtungen, vor allem aber auch der Prüfung im Betriebslabor. Das automatische Messen, Regeln und Steuern der Produktionsabläufe verlangt von Papieringenieuren fundiertes Wissen über die Möglichkeiten der Computertechnik.

Damit die Produktionstechnik auf dem neuesten Stand ist, müssen sich Papieringenieure ständig über den Stand der Forschung auf dem Laufenden halten. In manchen Bereichen - etwa in den Entwicklungslabors großer Werke oder in Forschungsinstituten - sind Papieringenieure auch ausschließlich in der Forschung eingesetzt.

Studium zum Papieringenieur

Studiengänge zum bzw. „rund um“ den Papiertechnologen bieten beispielsweise die TU Dresden, die TU Darmstadt, die Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe oder auch die Fachhochschule München.

Die Studieninhalte umfassen unter anderem: Papierherstellung und -verarbeitung, Grundlagen der allgemeinen und makromolekularen Chemie, mechanische Verfahrenstechnik, Prozessautomatisierung, Qualitätssicherung, Betriebswirtschaft und teilweise Organisations- und Managementtechniken sowie Arbeitssicherheit. Voraussetzung für das Studium an den Technischen Universitäten ist die allgemeine Hochschulreife.

An der TU Darmstadt wird in der Studienrichtung “Paper Science and Technology” ein Masterstudiengang angeboten. Der zweijährige Studiengang richtet sich an in- und ausländische Studierende mit einem ersten Abschluss in Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Chemieingenieurwesen oder Chemie und vermittelt wissenschaftliche und grundlagenorientierte Inhalte zum Thema Papierfabrikation.

Dual ausgerichtet ist der Studiengang Papiertechnik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Papierzentrum Gernsbach und der TU Darmstadt. Der praxisorientierte und staatlich akkreditierte Studiengang dauert 6 Semester und schließt mit dem “Bachelor of Engineering Papiertechnik” ab. Mit der Akkreditierung ist er den Abschlüssen an Fachhochschulen und Universitäten gleichgestellt. Die Möglichkeit zum Weiterstudium in Masterstudiengängen, unter anderem an der TU Darmstadt oder der Hochschule München, ist gewährleistet.

An der Fachhochschule München besteht die Möglichkeit nach dem Abschluss als Bachelor einen Master of Engineering in Paper Technology zu machen. Für Absolventen von anderen Ingenieurstudiengängen und Naturwissenschaftler besteht zusätzlich das Angebot, in einem weiterbildenden Studiengang mit durchschnittlich vier Semestern Dauer eine Spezialisierung zum Master of Engineering in Paper Technology zu belegen. Als Besonderheit bietet die Hochschule München ein Duales Studium mit gleichzeitigem Abschluss des Bachelors und des Papiertechnologen in Gernsbach.

Das Fachstudium ist eine Ausbildung mit engem Industriekontakt. Studierenden werden im Rahmen von Studienfahrten, Forschungsprojekten, Praktika, Semesterjobs sowie der Begleitung von Diplomarbeiten und Promotionsvorhaben vielfältige Kontakte zu Unternehmen der Branche geboten. Eine überdurchschnittlich gute Lehrkräfte-Studenten-Quote gewährleistet eine individuelle Betreuung und Förderung mit guten Studienbedingungen abseits der Massenstudiengänge. Stipendien von Unternehmen und Verbänden steigern die Attraktivität des Studiums.

(Quelle und weiterführende Informationen: www.papier-ausbildung.de, Herausgeber VAP und VDP)